Sensation!
Sebastian trägt als Erster in Deutschland, vielleicht sogar weltweit, eine Bandana auf seinem Ausweisbild.
Darüber, wie es dazu kam, hier sein Eigenbericht:
Im Juli 2021 benötigte ich einen neuen Personalausweis. Das Bandana ist dabei zum festen Bestandteil meines Lebens geworden, sofern es nicht gerade in der Wäsche ist. Daher war es für mich klar, dass ich auch mit dem Bandana auf dem Personalausweis abgebildet werden möchte.
Ich meine sogar, dass ich durch die Fragestellung zu Nudelsieb und Piratenbekleidung auf dem Personalausweis das erste Mal auf das Fliegende Spaghettimonster aufmerksam geworden bin. Damals habe ich mich etwas informiert, fand die Herangehensweise von unserem Propheten richtig und habe alles doch etwas belächelt. Damals war für mich der evangelische Gott noch an erster Stelle und ich habe daran geglaubt. Doch das Spaghettimonster hat mich nicht mehr losgelassen. So habe ich immer mal wieder im Internet nach neuen Informationen und Artikeln recherchiert. Und meine Zweifel an einem Gott und der Kirche wurden immer größer. Auch bin ich dann wieder aus der evangelischen Kirche ausgetreten, glaubte aber weiter an einen Gott. Doch meine Zweifel wurden immer größer an diesen Gott und einem teilweise über 2.000 Jahre altem Buch. Auch Bibeln mit moderner Ausdrucksweise brachten mich dem Glauben nicht mehr näher. Drei Ereignisse haben dann dazu geführt, dass ich meinen Glauben an Gott komplett abgelegt habe:
Ich habe mich mehr damit beschäftigt, wie die christliche Kirche die Werte vorlebt, die jeden Sonntag in der Bibel gepredigt werden. Und ich konnte vieles erinnern, wo genau anders gehandelt worden ist, oder viele Artikel finden, in denen von (skandalösen) Kirchenpraktiken berichtet worden ist.
Mein Sohn ging in die Waldkita. In Plön ist diese der evangelischen Kirche angegliedert. Nicht weiter schlimm. Das Einzige, was regelmäßig an Kirche, Gott und Glaube erinnerte, war das Beten vor dem Essen. In sehr unregelmäßigen Abständen kam die Pastorin. Und wenige Male wurde zum Gottesdienst eingeladen. Meine immer wieder kehrende Frage war: Das soll Kirche sein? Soll so das Motto “Mit Gott groß werden” umgesetzt werden? Vielmehr hat die Erzieherin als großer Harry-Potter-Fan die Kinder mit Zauberei, Hexen und Fabelwesen vertraut gemacht, was komplett der Bibel widerspricht.
Meine Frau ist 2018 wieder Zeugin Jehovas geworden. Und sie behaupten von sich, dass sie den wahren und ursprünglichen christlichen Glauben leben. Was ich von zu Hause mitbekomme, steigen mir teilweise die Haare zu Berge. Und das war für mich der letzte Grund meinen Glauben an einen Gott zu verlieren. Wenn das der wahre Glaube an Gott sein soll, kann ich dies mit meinem Gewissen und meinen Vorstellungen nicht mehr vereinbaren.
Nach einiger Zeit erinnerte ich mich wieder an das Fliegende Spaghettimonster und was ich vor längerer Zeit recherchiert hatte. Also habe ich mich wieder auf den aktuellen Stand gebracht. Ich habe viele Beiträge aus der Rubrik “Das Wort zum Freitag” gelesen und die einzelnen Grundlagen des Glaubens auf der Website erarbeitet. Habe auf anderen Webseiten Artikel über ES und die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters gelesen. Irgendwann kam der Entschluss das Evangelium als Grundlage von allem zu kaufen und zu lesen. Als ich das Buch in der Plöner Buchhandlung abgeholt habe, sagte mir die Verkäuferin, dass es ein sehr gutes Buch ist. Und so habe ich es nach 1,5/2 Jahren öfter gelesen als irgendwelche Textstellen in der Bibel. Denn ich fühle mich mit den Werten und Ansichten des Fliegenden Spaghettimonsters und unserer Kirche sehr wohl und kann dies mit meinen Ansichten und (Lebens-)Vorstellungen sehr gut vereinbaren und ergänzen.
Um auf möglichst alles vorbereitet zu sein, habe ich in den alten Beiträgen aus der Rubrik “Das Wort zum Freitag” nach Tipps und Hinweisen gesucht und bin dabei auch fündig geworden. Zum einen den Hinweis, dass eine Piratenbekleidung keine Schatten werfen darf. Das macht das Bandana nicht, Punkt erfüllt. Zum anderen den Hinweis von Bruder Slow, dass aus religiösen Gefühlen auch ein Kopftuch auf dem Ausweis erlaubt ist, warum dann auch kein Bandana.
Gut vorbereitet ging es nun zum Fotografen, der sich doch unsicher war, ob wir uns nicht später wieder sehen. Und danach zum abgesprochenen Termin ins Einwohnermeldeamt. Herzklopfend habe ich das Foto an die Mitarbeiterin gegeben. Keine Reaktion. Das Bild wird ausgeschnitten, keine Reaktion. Das Bild wird auf das Formular geklebt, keine Reaktion. Zunächst war ich etwas baff als ich wieder vor dem Gebäude war. Aber die Freude über dieses unkomplizierte Vorgehen überwog dann doch schnell.
Zwar kamen dann noch Zweifel, ob nicht doch noch Gründe gefunden werden, dass mir der Personalausweis nicht ausgehändigt wird. Anfang August kam dann der Brief, dass mein Personalausweis eingetroffen ist. Also wieder mit Herzklopfen zum Einwohnermeldeamt. Und tatsächlich konnte ich dann nach kurzer Wartezeit endlich meinen Ausweis mit dem Bandana auf dem Foto in der Hand halten!
Ich bin unglaublich dankbar, dass ich mich die nächsten zehn Jahre nun mit diesem Bild ausweisen darf und auch dort meinen Glauben zeigen darf. Zunächst ein Dank den Mitarbeiterinnen im Einwohnermeldeamt der Stadt Plön für die unkomplizierte Akzeptanz meiner religiösen/weltanschaulichen Ansichten. Und natürlich auch ein großer Dank an unser Fliegendes Spaghettimonster, welches seine Anhängsel vielleicht auch im Spiel hatte. So gab es an dem Abend der Abholung eine extra große und leckere Portion Nudeln mit einem regionalem Bier.